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Telefonica-Widerspruch

Was ist los hier?


Im September 2016 kündigte der Telefonica-Konzern an, Bewegungsdaten seiner Nutzen anonymisiert zu verwerten, also zu verkaufen.

Im Wissen darum, dass eine "echte", d.h. wirksame Anonymisierung von personenbezogenen Daten in vielen Fällen nicht oder nur sehr aufwendig durchzuführen ist und in diesem Fall vermutlich praktisch unmöglich sein dürfte, raten wir dazu, dieser Datennutzung zu widersprechen.

Achtung: Gleiches betreibt auch die Telekom!


Bin ich betroffen?


Unter dem Dach des Telefonica-Konzerns verbergen sich eine Reihe mehr oder weniger bekannter Mobilfunk-Dienstleister, unter anderem:

  • O2
  • E-Plus
  • Fonic
  • Blau.de
  • AldiTalk
  • Tchibo Mobil
  • Lidl Mobile (alte, bis 1.10.2015 herausgegebene Karten)
  • Base
  • Netzclub
  • Simyo
  • Ortel Mobile
  • Ay Yildiz
  • Türk Telekom Mobile
  • ExpressMobil
  • discoPLUS
  • wir Mobil
  • BigSIM
  • maXXim
  • simply clever
  • winSIM
  • helloMobil
  • WhatsApp SIM
  • Norma Mobil
  • MTVmobile
  • NettoKOM
  • Norma Mobil
  • simquadrat
  • GALERIAmobil
  • Kaufland
  • n-tv go!


Widersprechen


Ist man im Besitz eines Handy oder Smartphones mit einer (oder mehreren) SIM-Karte dieser Unternehmen, ist man von der Datenerhebung und -weiterleitung direkt betroffen.

Telefonica muss auf Verlangen der Bundesdatenschutzbehörde ein Opt-Out anbieten. Das bedeutet: Wer sich aktiv meldet, kann sich (zumindest theoretisch) dem Datenverkauf seiner Daten verwehren.

Dazu muss die folgende Internetseite aufgerufen werden, die sich dann weiter selber erklärt:

Eine andere Form des "Widerspruchs" kann eine schriftliche oder telefonische Beschwerde beim Anbieter sein oder der Wechsel zu einem anderen Mobilfunk-Provider.

:)


Erklärte Strategieabsichten des Telefonica Deutschland-Chefs Thorsten Dirks


Wir verfügen über mehr Daten als mancher Internetanbieter“, sagt der Vorstandsvorsitzende Thorsten Dirks […]. Daraus müsse Telefónica Deutschland auf den Gebieten der Datenanalyse und des Internets der Dinge viel mehr machen als dies bisher geschehe.
Das Geschäft mit Partnern wie Aldi oder United Internet, mit Geschäftskunden wie Celesio und den vielen Millionen privaten Mobilfunkkunden will Telefónica Deutschland, der deutsche Marktführer im Mobilfunk, weiter vorantreiben. Hier sollen die bestehenden Einheiten vor allem schneller und flexibler werden. Hinzu kommen im nächsten Jahr die beiden neuen Sparten „Advanced Data Analystics“ (Datenanalyse) und „Internet of Things“ (Internet der Dinge). Damit will das Unternehmen seine Wertschöpfungstiefe erhöhen.
So will Dirks Telefónica Deutschland mit seinen Produkten näher an das alltägliche Leben der Menschen heranführen. Ein Schlagwort dafür hat man auch schon gefunden: das "Onlife".

Quelle: https://blog.telefonica.de/2015/12/ceo-thorsten-dirks-im-gespraech-mit-der-faz-wir-verfuegen-ueber-mehr-daten-als-viele-internetanbieter/ bzw. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/telefonica-expandiert-zwei-neue-geschaeftsfelder-13957567.html (10.12.2015)


24.9.2016 - Presseanfrage an Telefonica Deutschland


Sehr geehrter Herr xxx,
sehr geehrte Damen und Herren,

zur den vor zwei Tagen mittels Wirtschaftswochen-Beitrag http://www.wiwo.de/unternehmen/it/telefnica-konzern-will-in-deutschland-bewegungsdaten-seiner-mobilfunkkunden-verkaufen/14581658.html bekannt gewordenen Plänen von Telefonica Deutschland, personenbezogene (und darunter Bewegungs-)Daten seiner Kunden nach einem Anonymisierungsprozess an interessierte Dritte zu verkaufen, haben wir folgende Fragen und würden uns über eine kurzfristige Beantwortung freuen:

1.) Um dieser Datennutzung zu widersprechen, muss ein Kunde selbst-initiativ mittels Opt-Out-Verfahren dagegen widersprechen. Warum haben Sie die Widerspruchs-Möglichkeit nicht als Opt-In-Variante realisiert?

2.) Werden die Kunden von Telefonica Deutschland über die neue Nutzung Ihrer personenbezogenen Daten und über die Möglichkeit des Widerspruchs dagegen informiert? Falls ja: Wann und wie erfolgt diese Information? Falls nein: Warum erfolgt diese Information nicht und woher sollen die Kunden überhaupt über die Möglichkeit des Widerspruchs erfahren?

3.) Ab welchem Datum wurden oder werden die kundenbezogenen Daten in der von Ihnen beschriebenen Art und Weise verwendet?

4.) Warum finden sich auf den Internetpräsenzen von Telefonica Deutschland, O2, Fonic, Blau.de etc. keine Hinweise auf die Pläne zur Datennutzung, um die es hier geht?

5.) Sie beschreiben in abstrakter, aber dafür noch anschaulicher Weise den Anonymisierungsprozess https://analytics.telefonica.de/anonymisierungsverfahren.html den die Kundendaten durchlaufen sollen, bevor Sie zur weiteren Datenanalyse oder zur Weitergabe an Dritte (gegen Geld) freigegeben werden. Es scheint offensichtlich: Je feingliedriger und umfassender die erste Anonymisierungsstufe ("Segmentierung") erfolgt, umso wertloser wird der Datenpool für daran Interessierte. Stimmen Sie dieser Aussage zu und wie lösen Sie den darin enthaltenen Widerspruch zwischen der Zusage zu einer angeblich sicheren Anonymisierung auf der einen Seite und Ihrem Interesse an Einnahmen beim Verkauf von Datenmengen auf der anderen Seite auf?

6.) Welche Kunden oder welche Dienstleistersparte hat nach Ihrer Ansicht oder Ihren Erfahrungen zufolge Interesse an den Datenmengen, nachdem diese die Anonymisierungsschritte durchlaufen haben?

Vielen Dank für Ihre Mühe und viele gute Grüße,


28.9.2016 - Beantwortung der Fragen durch Telefonica Deutschland


(...)

vielen Dank für Ihre Geduld. Anbei erhalten Sie unsere Antworten auf die Fragen. Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter.


1.) Um dieser Datennutzung zu widersprechen, muss ein Kunde selbst-initiativ mittels Opt-Out-Verfahren dagegen widersprechen. Warum haben Sie die Widerspruchs-Möglichkeit nicht als Opt-In-Variante realisiert?

Die deutsche und europäische Datenschutzverordnung gibt uns einen ganz klaren Rahmen vor, in dem wir uns bewegen.

Die Zuführung eines Teilausschnitts der Daten (Standort, Alter, Geschlecht) zur Anonymisierungsplattform und die darauf aufbauende Erstellung von statistischen Analysen ist nicht zustimmungspflichtig, da die Anonymität gewahrt bleibt.

Telefónica Deutschland ist es wichtig, dass der Kunde die Hoheit über seine Daten behält. Deshalb haben wir transparente Möglichkeiten zur Zustimmung oder Verweigerung für die Datennutzung entwickelt. Jeder Kunde hat so die Möglichkeit, per Opt-Out der Nutzung seiner anonymisierten Daten zu wiedersprechen oder ihr zuzustimmen. Kunden können so ihre persönlichen Präferenzen mit dem Nutzen abwägen, den ihre Daten für die Wirtschaft und Gesellschaft schaffen.

Dadurch, dass wir unseren Kunden die Möglichkeit einräumen, ihre Daten trotz vollständiger Anonymisierung von der Nutzung auszunehmen, gehen wir deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.

Geht es um personenbezogene Daten, so haben wir selbstverständlich eine Opt-in Regelung. Ein Beispiel hierfür ist O2 More Local. Mit der kostenlosen Buchung des Services O2 More Local erlaubt der Kunde, dass O2 seine Standortinformationen verwenden darf, um ihm Angebote von Marken per mobile messaging (z.B. SMS oder MMS) zu senden. Diese Angebote orientieren sich am aktuellen Aufenthaltsort, Wetter, Tageszeit, Alter und Geschlecht und treffen so mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf dessen Interesse. Der Service ist kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.


2.) Werden die Kunden von Telefonica Deutschland über die neue Nutzung Ihrer personenbezogenen Daten und über die Möglichkeit des Widerspruchs dagegen informiert? Falls ja: Wann und wie erfolgt diese Information? Falls nein: Warum erfolgt diese Information nicht und woher sollen die Kunden überhaupt über die Möglichkeit des Widerspruchs erfahren?

Telefónica Deutschland hat immer wieder über die Verwendung der Daten für statistische Analysen und auch über den Nutzen dieser Analysen offen kommuniziert:

Telefonica Deutschland berichtete erstmals im August 2015 auf seiner Website (https://blog.telefonica.de/2015/08/neues-anonymisierungsverfahren-nachhaltiger-schutz-der-privatsphaere/) über das relevante, neu entwickelte Anonymisierungsverfahren.

Im Geschäftsbericht 2015 sowie in einem weiteren Blogbeitrag am 7. April 2016 (https://blog.telefonica.de/2016/04/deutschland-in-bewegung-telefonica-nutzt-erkenntnisse-durch-advanced-data-analytics/) wurde erneut über die Datenanalyse berichtet und dies auch von verschiedenen Medien aufgegriffen.

Zuletzt haben wir eine eigene Website zu dem Thema veröffentlicht (https://analytics.telefonica.de/). Diese ist auf der Startseite der Telefónica Deutschland Website verlinkt. Zudem haben wir über die Website selbst auch auf unserem Blog berichtet: https://blog.telefonica.de/2016/06/daten-stiften-nutzen-neue-telefonica-themenseite-zu-smarter-datenanalyse/

Weitere Kommunikation zu konkreten Anwendungen:


3) Ab welchem Datum wurden oder werden die kundenbezogenen Daten in der von Ihnen beschriebenen Art und Weise verwendet?

Personen-/Kundenbezogene Daten verwenden wir für unsere Analysen nicht. Die Historie der Analysen anonymisierter Daten sieht wie folgt aus:

Im Januar 2015 wurde die Datenanonymisierungsplattform (DAP) durch die Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit freigegeben. Seit August 2016 ist sie auch vom TÜV Saarland mit dem Siegel "Geprüfter Datenschutz" ausgezeichnet.

Im Januar 2016 startete die Vermarktung von Mobility Insights: Es handelt sich hierbei um Statistiken, auf Basis der Analyse eines vollständig anonymisierten Datenpools. Diese geben Einblicke in das aggregierte Bewegungsverhalten von Menschen.

Dazu gab es im Mai 2016 das erste Forschungsprojekt mit der Pilotstadt Nürnberg, bei dem die Luftverschmutzung mit Mobilfunkdaten berechnet wird. Es folgte im August ein weiteres Forschungsprojekt in Stuttgart gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut zur Analyse des Verkehrs.(https://analytics.telefonica.de/)


4.) Warum finden sich auf den Internetpräsenzen von Telefonica Deutschland, O2, Fonic, Blau.de etc. keine Hinweise auf die Pläne zur Datennutzung, um die es hier geht?

Auf der Telefónica Deutschland Website können Sie an verschiedenen Stellen Informationen zu unserem Anonymisierungsverfahren und auch zu der Verwendung der Daten finden:


5.) Sie beschreiben in abstrakter, aber dafür noch anschaulicher Weise den Anonymisierungsprozess https://analytics.telefonica.de/anonymisierungsverfahren.html den die Kundendaten durchlaufen sollen, bevor Sie zur weiteren Datenanalyse oder zur Weitergabe an Dritte (gegen Geld) freigegeben werden. Es scheint offensichtlich: Je feingliedriger und umfassender die erste Anonymisierungsstufe ("Segmentierung") erfolgt, umso wertloser wird der Datenpool für daran Interessierte. Stimmen Sie dieser Aussage zu und wie lösen Sie den darin enthaltenen Widerspruch zwischen der Zusage zu einer angeblich sicheren Anonymisierung auf der einen Seite und Ihrem Interesse an Einnahmen beim Verkauf von Datenmengen auf der anderen Seite auf?

Zunächst möchten wir betonen: Wir verkaufen keine Daten sondern nur die Erkenntnisse aus Analysen großer Datenmengen. Dabei gilt: Je größer die jeweils zugrundende liegende Gruppe (Stichprobe), desto allgemein übertragbarer und somit wertvoller die erzeugte Statistik für unsere Kunden.

Wir haben vielschichtige technische und organisatorische Sicherungsmaßnahmen im Verfahren eingebaut, die eine De-Anonymisierung und auch eine Kompromittierung des Datenbestandes verhindern sollen, z.B. Trennung von Zonen, Verschlüsselung sowie sonstige Maßnahmen.

Unsere Datenverarbeitung erlaubt eine hohe Flexibilität und somit die Unterstützung einer Vielzahl von Anwendungsfälle, weshalb wir hier keinen Wiederspruch sehen.


6.) Welche Kunden oder welche Dienstleistersparte hat nach Ihrer Ansicht oder Ihren Erfahrungen zufolge Interesse an den Datenmengen, nachdem diese die Anonymisierungsschritte durchlaufen haben?

Aus den Erkenntnissen, die sich aus der Analyse großer Datenmengen ergeben, werden in Zukunft viele neue Ideen und Lösungen für alle Bereiche des Lebens entstehen – von Mobilität und Gesundheit über den privaten Konsum bis zur öffentlichen Verwaltung.

Gemeinden/Verkehr/Umweltschutz:

  • Viele Städte leiden unter Stau und hohen Emissionswerten. Deshalb suchen sie nach Lösungen, um ihre Verkehrsplanung zu optimieren. Dazu brauchen sie präzise Verkehrsdaten.
  • Die Messung von Verkehrsströmen ist bisher sehr aufwendig und ungenau. Es existiert keine vollständige Erfassung des Verkehrs rund um die Uhr und unabhängig von situativen Schwankungen.
  • Wenn Städte genauer wissen, wo, wann und wie sich Menschen bewegen, könnten sie bestimmte Infrastrukturmaßnahmen allerdings präziser an den Bedarf anpassen.
  • Hier könnten Mobilfunkdaten von Telefónica Deutschland helfen, aus denen anonyme Bewegungsprofile erstellt werden können.
  • Aus dem Mobilfunk können große Datenmengen flächendeckend und rund um die Uhr für die Verkehrsplanung erhoben werden.
  • Das Potenzial der smarten Datenanalyse für Verkehr und Umwelt erforscht Telefónica Deutschland aktuell in zwei Studien in Nürnberg und Stuttgart.

Einzelhandel:

  • Bewegungsdaten sind nicht nur für die Verkehrsplanung hilfreich, sondern auch für den stationären Einzelhandel.
  • Beispielsweise waren Kaufhäuser und Einzelhändler bisher auf Schätzungen angewiesen, um zu wissen, wie viele Kunden tatsächlich an ihren Schaufenstern vorbeilaufen.
  • Die Lösungen von Telefónica Deutschland tragen dazu bei, dass Einzelhändler ihre Kunden besser verstehen und smarter mit ihnen interagieren. Gleichzeitig können die Händler ihre eigenen Prozesse effizienter gestalten. Die Kunden wiederrum profitieren von einem digitalen Einkaufserlebnis.


Viele Grüße

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Zuletzt geändert am 28.09.2016 23:44 Uhr